ALORS: Die Diskussion am Montagabend ging um die Thesen in Binis Buch. Von 1939 retrospektiv werden Meilensteine der Sowjetgeschichte erinnert (Schauprozesse, kollektivierungsbedingte Massenmorde, Kronstadt, das Verheizen der Machno-Bewegung... du hast das Buch gelesen nicht ich). Und jedes Event kann verstanden werden als essentieller Widerspruch dessen, was die Bolschewiki ursprünglich wollten oder zu wollen vorgegeben hatten. Vor allem aber - und das scheint mir die eigentliche Rolle zu spielen - was sich Kommunistinnen AUßERHALB der UdSSR unter Sowjetkommunismus vorgestellt hatten. Für unsere Augen eine ungewöhnliche Betrachtung. Denn: Wir sind es gewohnt, die innersowjetische Sicht zu studieren (etwa über die Lektüre stalinistischer Historiker wie Wolkogonow oder Dissidenten wie Solschenizyn, oder historisch sympathischer Menschen wie Anna Larina-Bucharina, Anton Antonow-Owsejenko, Anatolij Rybakow, Lew Kopelew, Konstantin Simonow...)
Für mich - wie sehr es Dich betrifft, weiß ich gerade nicht - ist es nach der Lektüre der Erscheinungsform der Menschen in der Sowjetliteratur plus "Stalinismus für Kinder" à la papa die Frage: Wie sind die Subjekte das geworden, was sie sind? Also: es stellt sich hier mal ganz dringend die Frage nach dem Homo sovieticus. Wie war er wirklich? Wie kam es dazu? Und was finden wir daran gut, was weniger? Die Frage nach der Subjektkonstitution und dem Verhältnis zur Emanzipation. Wie kann man sich die Emanzipation überhaupt vorstellen, wenn man in der UdSSR zu einem beliebigen Zeitpunkt geboren wurde?
Für mich angenehm überraschend: Diese Frage von anderen Menschen genau so gedacht zu hören. Obwohl sie scheinbar nicht einen einzigen Roman aus der SU jemals auch nur von außen gesehen haben!
Außerdem auch für mich als Verehrerin eines gewissen revolutionären Pathos wichtig: Der Optimismus, der immer wieder aufsteht und den man braucht, um überhaupt noch den Wunsch nach einem emanzipativen Gedanken zu verspüren -von den Kollegen dort Messianismus (mit oder ohne Messias - da waren sie sich noch nicht einig diskursiv) nach Derrida genannt - wurde thematisiert. Genau genommen: postmodern aber richtig gedacht. Kurios.
Für mich - wie sehr es Dich betrifft, weiß ich gerade nicht - ist es nach der Lektüre der Erscheinungsform der Menschen in der Sowjetliteratur plus "Stalinismus für Kinder" à la papa die Frage: Wie sind die Subjekte das geworden, was sie sind? Also: es stellt sich hier mal ganz dringend die Frage nach dem Homo sovieticus. Wie war er wirklich? Wie kam es dazu? Und was finden wir daran gut, was weniger? Die Frage nach der Subjektkonstitution und dem Verhältnis zur Emanzipation. Wie kann man sich die Emanzipation überhaupt vorstellen, wenn man in der UdSSR zu einem beliebigen Zeitpunkt geboren wurde?
Für mich angenehm überraschend: Diese Frage von anderen Menschen genau so gedacht zu hören. Obwohl sie scheinbar nicht einen einzigen Roman aus der SU jemals auch nur von außen gesehen haben!
Außerdem auch für mich als Verehrerin eines gewissen revolutionären Pathos wichtig: Der Optimismus, der immer wieder aufsteht und den man braucht, um überhaupt noch den Wunsch nach einem emanzipativen Gedanken zu verspüren -von den Kollegen dort Messianismus (mit oder ohne Messias - da waren sie sich noch nicht einig diskursiv) nach Derrida genannt - wurde thematisiert. Genau genommen: postmodern aber richtig gedacht. Kurios.
Dina BLOND
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