Da sitzen also Kommunisten (oder auch Stalinisten) im Knast, die meisten werden gefoltert, und die denken, dass sich das um einen Irrtum handelt, dass es sich schon aufklären wird ... etc. Deshalb steckt in dem Abnehmen des Stalinporträts – wie Adamczak es beschreibt - eine krasse Emanzipation, die sich dem Betrachter gar nicht entdecken kann, der das nicht kennt.
Die kommunistische, klassenkämpfende oder/und sozialistische Bewegung - bestehend aus Menschen, denn es geht hier ja schließlich um Menschheitsgeschichte - war sich immer darüber bewusst, dass sie etwas anstrebt, das es noch nicht gegeben hatte. Und das ist mehr als mit Waffen zur richtigen Zeit an der richtigen Ecke stehen und in die richtige Richtung gucken und gegebenenfalls loslaufen. Oder nach Brecht: Nach den Mühen der Berge die Mühen der Ebene. Diese Ebene wurde angestrebt, und sie wurde - und das halte ich jetzt wirklich für die pure Wahrheit, das kann man nachlesen in allen Romanen, ob Wasserkraft oder nicht - nicht für unwichtig gehalten. Diese Ebene hatte es in sich, auch in der Vorstellung der Menschen. Das war der Einstieg. Wenn du das als Mensch verinnerlicht hast, dann misstraust du dir und deinem Urteil zu recht. Denn: das ist ja noch aus der zu überwindenden Zeit. Als Materialist weißt du ja: Die ökonomische Basis entwickelt sich schneller als der dazu gehörige Überbau: deine Gedanken, Urteile, Werte, Moral... Deshalb standen Menschen, klug und begabt, da, und zweifelten an ihren eigenen Urteilen. Deshalb konnten sie glauben: die Tscheka ist außer Rand und Band geraten, die Partei weiß davon nichts...
Dina Blond
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